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Streaming-Dienste und Zeit mit der Familie im Trend

Netflix, Spotify und weitere Streamingdienste dominieren das Medienmenü der Schweizer Jugend. Dies ist der Befund einer Befragung von 1000 Jugendlichen zwischen 12 bis 19 Jahren.

Ein Drittel der Jugendlichen in der Schweiz verfügt über ein eigenes Video- und Musik-Streaming-Abo von Netflix, Spotify & Co. (Video: 33 Prozent; Musik: 35 Prozent). Damit haben sich diese beiden Abotypen in den letzten beiden Jahren mehr als verdoppelt. Sogar über die Hälfte der Haushalte ist mit solchen Streaming-Abos ausgestattet (Video: 56 Prozent; Musik: 51 Prozent). Auch Game-Flatrate-Abos, die das unbegrenzte Spielen von Games ermöglichen, sind in rund einem Viertel der Haushalte vorhanden. Dies zeigt die aktuelle JAMES-Studie 2018, die rund 1000 Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren zur Mediennutzung befragte.

Auch bei Videospielen gibt es vermehrt Game-Flatrate-Abos wie Playstation Now oder Xbox Game Pass. 23 Prozent der Jugendlichen und ein Drittel der Haushalte verfügen über einen Zugriff auf eine breite Palette von Games. Games sind ausserdem zunehmend über viele Plattformen hinweg spielbar, was ihre Verbreitung wie beim beliebtesten Game «Fortnite» fördert. Gleichzeitig verlieren tragbare Spielkonsolen an Relevanz, da vermehrt mit Handy oder Tablet gespielt wird. Nur noch 37 Prozent der Jugendlichen besitzen eine eigene tragbare Spielkonsole (2016: 45 Prozent).

Das Flatrate-Streaming wirkt sich auf den Gerätebesitz der Jugendlichen aus. Radiogeräte, DVD- sowie MP3-Player verlieren an Bedeutung. Besassen beispielsweise vor sechs Jahren noch vier von fünf Jugendlichen einen MP3-Player (81 Prozent), sind es heute noch zwei von fünf (2016: 53 Prozent; 2018: 38 Prozent).

WhatsApp, Instagram und Snapchat dominant
99 Prozent der 12- bis 19-Jährigen haben ein eigenes Mobiltelefon. Sie nutzen es täglich rund 2 Stunden und 30 Minuten – in erster Linie zum Kommunizieren: 95 Prozent täglich oder mehrmals wöchentlich via Messenger-App. Es verwundert deshalb nicht, dass die beliebteste Smartphone-App Instagram ist, gefolgt von WhatsApp und Snapchat. Daneben wird das Handy von den Jugendlichen vor allem auch zu Unterhaltungszwecken eingesetzt, um Musik zu hören (89 Prozent), im Internet zu surfen (89 Prozent), soziale Netzwerke zu besuchen (88 Prozent) oder Videos zu schauen (82 Prozent). Zum Vergleich: Das regelmässige Telefonieren hat sich bei 70 Prozent eingependelt, die Nutzung von SMS ist auf 49 Prozent gesunken (2012: 93 Prozent).

94 Prozent der Schweizer Jugendlichen sind bei mindestens einem sozialen Netzwerk angemeldet. Allerdings wird bis zu ein Fünftel der Accounts nicht aktiv genutzt. Fast alle Befragten verfügen über einen Account bei Instagram (87 Prozent) oder Snapchat (86 Prozent). Eine Mehrheit nutzt diese mehrmals pro Tag. Facebook hat hingegen mit 52 Prozent einige Plätze eingebüsst. Dieser Trend zeigt sich auch bei der Nutzung: Während sich 2014 fast vier Fünftel der Jugendlichen mindestens mehrmals pro Woche auf Facebook aufhielten, tut dies aktuell nur noch rund ein Fünftel. Aber je älter sie sind, desto eher nutzen sie Facebook regelmässig.

In den sozialen Netzwerken sind Jugendliche zurückhaltend und geben wenig öffentlich preis. Am häufigsten werden Fotos, Videos oder Texte von anderen angeschaut (82 Prozent mindestens mehrmals pro Woche) und gelikt (80 Prozent). Auch das Chatten innerhalb der Netzwerke ist beliebt (75 Prozent). Hingegen postet weniger als die Hälfte der Befragten regelmässig Fotos, Videos oder Texte. Wenn, dann handelt es sich meist um zeitlich limitierte Beiträge (45 Prozent) oder solche für ein ausgewähltes Publikum (29 Prozent). Snapchat und Instagram unterstützen zeitlich begrenzte Beiträge wie Snaps oder Stories, die wieder verschwinden.

Konstante Online-Zeit
Die mediale Freizeit der Jugendlichen wird vor allem durch das Handy bestimmt: 99 Prozent nutzen das mobile Gerät täglich oder mehrmals pro Woche, oft wird im Netz gesurft (96 Prozent), soziale Netzwerke genutzt (90 Prozent) oder Musik gehört (89 Prozent). Insgesamt ist die Internetnutzungszeit unter der Woche seit 2016 bei 2 Stunden 30 Minuten konstant geblieben. Online nutzen Jugendliche zur Unterhaltung vor allem soziale Netzwerke und Videoportale wie YouTube regelmässig. Es werden vermehrt Videos im Internet geschaut (85 Prozent mind. mehrmals pro Woche) statt ferngesehen (69 Prozent). Um sich im Internet zu informieren, werden primär Suchmaschinen wie Google eingesetzt. Hingegen lesen immer weniger Jugendliche regelmässig Zeitungen, ob online (2010: 26 Prozent; 2018: 18 Prozent) oder auf Papier per Gratis- (2010: 49 Prozent; 2018: 21 Prozent) sowie Abozeitung (2010: 32 Prozent; 2018: 11 Prozent).

Erstmals seit Beginn der Erhebungen zeigen sich Veränderungen in der non-medialen Freizeitgestaltung. Im Vergleich zu 2010 unternehmen die 12- bis 19-Jährigen häufiger etwas mit der Familie (2010: 16 Prozent; 2018: 27 Prozent mindestens mehrmals pro Woche), treffen demgegenüber seltener Freunde (2010: 81 Prozent; 2018: 70 Prozent). Nebst dem Treffen von Freunden treiben 67 Prozent der Jugendlichen regelmässig Sport und 65 Prozent tun gerne auch mal gar nichts.

Cybergrooming nimmt zu
Ein Drittel der Jugendlichen in der Schweiz ist online bereits einmal von einer fremden Person mit unerwünschten sexuellen Absichten angesprochen worden. Bei den 18- und 19-Jährigen ist es fast die Hälfte (43 Prozent), aber auch 12-/13-Jährige sind betroffen. Dieses sogenannte Cybergrooming hat in den letzten vier Jahren signifikant zugenommen (2014: 19 Prozent; 2016: 25 Prozent; 2018: 30 Prozent). Knapp die Hälfte der Jugendlichen hat schon einmal eine fremde Internetbekanntschaft getroffen (42 Prozent). (pd)

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