Mit dem «Aktionsplan Bildungsqualität» wollen die Lehrerverbände die Kantone in die Pflicht nehmen und den Personalmangel in den Schulen bekämpfen.
Aktuell füllen immer mehr Kantone ihre Personallücken in Schulen, indem sie Personen ohne Lehrdiplom anstellen. Diese Notlösung darf aus Sicht der Lehrerverbände nicht zum Dauerzustand werden. Der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) und mehrere kantonale Sektionen haben am Donnerstag an einer Medienkonferenz in Bern den «Aktionsplan Bildungsqualität» vorgestellt. Sie präsentieren darin konkrete Massnahmen gegen den Personalmangel. Ziel des Aktionsplans ist, dass die Parlamente und Bildungsdirektionen in den Kantonen die Vorschläge prüfen und umsetzen. Als erste Kantonalsektion steht der Aargauische Lehrerinnen- und Lehrerverband (alv) mit seiner Volksinitiative in den Startlöchern.
Es gibt nicht die eine Massnahme, die den Personalmangel an den Schulen behebt.Vielmehr braucht es laut LCH ein Bündel von Verbesserungen und Anpassungen. Folgende Massnahmen schlagen die Verbände vor:
- Entlastung von Lehrpersonen von administrativen Aufgaben
Lehrpersonen sollen sich wieder auf den Unterricht konzentrieren können. Dafür braucht es mehr Ressourcen für die Schulleitungen, damit diese sich um die administrativen Aufgaben kümmern können.
- Weniger Lektionen für Klassenlehrpersonen
Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer haben zu wenig Zeit für die Schülerinnen und Schüler, denn sie sind mit Elterngesprächen, Koordination von Schulassistenzen, Erstellung von Beurteilungsdossiers und Zeugnissen, Organisation von Projektwochen etc. besonders gefordert. Darum sollen die Klassenlehrpersonen entlastet und gestärkt werden, um ihre wichtigen Aufgaben weiterhin in hoher Qualität ausüben zu können.
- Mehr Unterstützung zur Förderung der Schülerinnen und Schüler
Teamteaching, fest zugeteilte Klassenassistenzen oder weitere Fachpersonen bieten im Unterricht wertvolle Unterstützung für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrpersonen. Solche Angebote sind auszubauen und zu fördern.
- Reduktion der Klassengrösse
Kleinere Klassen sind ein effektives Mittel, um die Belastung der Lehrpersonen zu reduzieren und wieder mehr Zeit für das einzelne Kind zu haben. Dadurch können Lehrpersonen in höheren Pensen arbeiten, was unter dem Strich trotz kleineren Klassen den Bedarf an Lehrpersonen verringert.
- Verpflichtung zur Ausbildung für Lehrpersonen ohne Lehrdiplom
In Notsituationen ist es zulässig, Personen ohne pädagogische Ausbildung einzustellen, um kurzfristig Engpässe zu überbrücken. Mittel- und langfristig ist eine Ausbildung aber unverzichtbar. Ohne Ausbildung leidet die Unterrichtsqualität, da schon elementares Berufswissen fehlt. Personen ohne adäquates oder ganz ohne Lehrdiplom sollen zeitlich und finanziell unterstützt und gleichzeitig verpflichtet werden, die pädagogische Ausbildung nachzuholen, um weiter unterrichten zu dürfen.
- Mehr und passendere Angebote für qualifizierte Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger
Von rund 500 Lehrpersonen, die im Schuljahr 2022/23 im Kanton Zürich ohne Diplom unterrichtet haben, haben weniger als 20 (also rund 4 Prozent) eine Ausbildung an der PH begonnen. Es braucht darum spezifische Angebote für Personen, die mitten im Berufsleben stehen und Familie haben. Dazu zählen insbesondere eine Lösung für den Erwerbsausfall während der Ausbildung oder die Möglichkeit, das Studium berufsbegleitend zu absolvieren.
- Mehr Ausbildungsplätze für Lehrpersonen
Die Zahl der Eintritte in die pädagogischen Hochschulen hat in den letzten zehn Jahren um 30 Prozent zugenommen. Die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, damit die Hochschulen das durch den steigenden Bedarf an Lehrpersonen entstehende Wachstum bewältigen können. Ansonsten droht bis 2031 eine Lücke von über 10’000 Lehrpersonen.
- Stärkere Unterstützung beim Berufseinstieg
Die Austrittsquote ist bei Lehrpersonen unter 35 Jahren höher als bei älteren Lehrpersonen. Auf Stufe Sek II unterrichten nur 60 Prozent der neu ausgebildeten Lehrpersonen ein Jahr nach Studienabschluss auf dieser Stufe. Darum brauchen Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger Begleitung und gezielte Unterstützung.
- Angleichung der Löhne und bessere Löhne auf unteren Stufen
Die Unterschiede zwischen den Kantonen sind stossend und führen dazu, dass sich Kantone gegenseitig Lehrpersonen abjagen. Kantone mit tiefen Löhnen müssen nachziehen, insbesondere auf unteren Stufen, wo die Löhne nicht mehr den gestiegenen Anforderungen entsprechen.
(pd)
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