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Vergleichbarkeit der PISA-Resultate in Frage gestellt

Mit der Ausgabe 2015 wurde die PISA-Studie erstmals digital durchgeführt. In der Mathematik setzt sich die Schweiz an die europäische Spitze. In den Naturwissenschaften, dem Schwerpunkt der Erhebung, liegt der Schweizer Mittelwert ebenfalls über dem OECD-Durchschnitt.

Gemäss dem OECD-Bericht lässt sich das Abschneiden der Schweiz in den drei getesteten Fachbereichen über mehrere PISA-Zyklen hinweg betrachtet als stabil interpretieren.

  • Die Mittelwerte verändern sich in den von der OECD berücksichtigten Zeiträumen nicht signifikant (für die Naturwissenschaften wurde der Zeitraum 2006-2015 berücksichtigt, 2009-2015 für das Lesen und 2003-2015 für Mathematik.)
  • In Mathematik erreichen die Schweizer 15-Jährigen 2015 den besten Mittelwert in Europa. Nur Estland weist als weiteres europäisches Land einen vergleichbaren Mittelwert aus, die Mittelwerte der übrigen europäischen Länder liegen deutlich tiefer.
  • In den Naturwissenschaften, dem Schwerpunkt der Erhebung von 2015, liegt der Schweizer Mittelwert ebenfalls über dem OECD-Durchschnitt. Der Mittelwert der Schweiz ist vergleichbar mit demjenigen von Deutschland, während dem die anderen Nachbarländer (Österreich, Italien und Frankreich) signifikant tiefere Mittelwerte ausweisen.
  • Beim Lesen liegt die Schweiz im OECD-Mittelfeld, zusammen mit ihren Nachbarländern Österreich, Italien und Frankreich. Deutschland weist einen klar höheren Mittelwert aus.

Offene Fragen für die EDK
Beim PISA-Zyklus 2015 hat die OECD sowohl bei der Erhebung der Daten als auch bei der Auswertung gewichtige Veränderungen vorgenommen. Das wirft verschiedene Fragen auf: 

Es ist nicht abschliessend geklärt, inwieweit auf Länderebene ein Vergleich zwischen den Ergebnissen von PISA 2000 bis PISA 2012 (Papier-Tests) und PISA 2015 (Computer-Tests) gewährleistet ist oder welches die Aussagekraft von Ländervergleichen bei PISA 2015 ist. In den meisten Ländern haben die 15-Jährigen bei der Erhebung 2015 die Aufgaben neu am Computer gelöst und nicht mehr mit Testheften gearbeitet. Der Wechsel auf das computerbasierte Design ist fortschrittlich und birgt zukünftig neue Möglichkeiten der Auswertung. Gleichzeitig stellt dieser Wechsel eine einschneidende Veränderung dar. Es kann davon ausgegangen werden, dass es Unterschiede gibt, ob eine Aufgabe auf Papier oder am Computer gelöst wird. Aus wissenschaftlicher Sicht sind dazu aber noch viele Fragen offen. Hinzu kommen weitere Fragen, die sich im Zusammenhang mit methodologischen Veränderungen stellen.

Da sich die Zusammensetzung der Schweizer Stichprobe in PISA 2015 von der Stichprobe in PISA 2012 in einer Weise unterscheidet, die nicht durch demographische Veränderungen erklärbar ist, bestehen Unklarheiten bezüglich der Repräsentativität der Stichprobe 2015. Dies muss noch genauer untersucht werden.

Eine abschliessende Darstellung und Interpretation der Daten für die Schweiz ist aus Sicht der EDK  vor diesem Hintergrund nicht möglich. Auch der LCH, der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz, stellt sich auf diesen Standpunkt und kritisiert die mangelnde Verlgeichbarkeit der Resultate 2015 mit den Resultaten von 2000 bis 2012 als "ärgerlich und unprofessionell". (pd)

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