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Digitalisierung und Migration fordern die Schule heraus

Die dritte Ausgabe des Schweizer Bildungsberichts liegt vor. Er fasst bekannte Themen in Zahlen: Fachkräftemangel, Integration und Migration sowie die Digitalisierung beschäftigen das Bildungswesen.

Der Bildungsbericht 2018 vermittelt Daten und Informationen aus Statistik, Forschung und Verwaltung zum Schweizer Bildungswesen. Unter den aktuell wichtigen Herausforderungen für das Schweizer Bildungswesen benennt der Bildungsbericht die Migrationsfragen und die Digitalisierung. Ein Drittel der 15- bis 17-Jährigen weist einen Migrationshintergrund auf. Um Fragen zur Integration eingehender zu untersuchen, wäre gemäss den Verfassern des Bildungsberichts bessere statistische Daten notwendig. Diese sollten auch die Sprache, die kulturelle und sozioökonomische Herkunft und die Anwesenheitsdauer in der Schweiz umfassen.

Auch zur Digitalisierung im Bildungsbereich gibt es noch wenig Forschungsergebnisse oder Indikatoren. Im Arbeitsmarkt hat sich die Digitalisierung und somit die Automatisierung in den letzten zwanzig Jahren zwar deutlich manifestiert, gemäss Bildungsbericht ist es aber aktuell schwierig, Prognosen zu machen hinsichtlich des Umfangs und vor allem der Geschwindigkeit, mit der sich diese Prozesse in Zukunft auswirken werden.

Ein zentrales Thema der Bildungsforschung ist die Effektivität integrativer Schulformen. Gemäss Bildungsbericht sind die Vorteile dieser Schulform für die integrativ geförderten Kinder bereits durch diverse Studien bestätigt worden. Gleichzeitig erfahren die Mitschülerinnen und Mitschüler keine nachteiligen Effekte; sie zeigen die gleiche Leistungsentwicklung wie Schülerinnen und Schüler in Klassen ohne integrative Förderung.

Die Berufsbildung ist stark gefordert, da sie am Arbeitsmarkt verwertbare Kompetenzen vermitteln muss. In einer internationalen Studie erreicht die Schweiz bezüglich des Gleichgewichts von Bildungswesen und Wirtschaft zusammen mit Österreich einen Spitzenplatz. Die schweizerische Verbundpartnerschaft scheint demnach eine besonders enge und gleichgewichtige Verzahnung zwischen den Akteuren des Bildungswesens und der Arbeitswelt zu garantieren.

Der Prozess der Tertiarisierung wird sich in der Schweiz fortsetzen, wenn auch in einer etwas abgeschwächten Dynamik. Gemäss Prognosen des Bundesamts für Statistik werden bis 2045 rund 60% der Bevölkerung einen tertiären Bildungsabschluss (Hochschule oder höhere Berufsbildung) aufweisen. 2015 lag dieser Anteil bei rund 40%.

Nicht alle Ziele erreicht

Auf Basis der Bildungsberichte 2010 und 2014 haben die EDK und das SBFI  gemeinsam bildungspolitische Ziele festgelegt. Auf Basis des neuen Bildungsberichts werden die EDK und das SBFI in den nächsten Monaten vertieft beurteilen, inwiefern die gemeinsamen Ziele weiterhin Gültigkeit haben, welche Ziele allenfalls zu modifizieren sind oder ob es neue Ziele gibt.

Der Bildungsbericht 2018 sagt folgendes zu den gesetzten Zielen:

  • Die Harmonisierung der Strukturen und Ziele der obligatorischen Schule ist in den vergangenen Jahren bereits weit fortgeschritten. Bei der Zielharmonisierung ist als Novum zu erwähnen, dass in der Schweiz erstmals alle Kantone mit dem in der Sprachregion erarbeiteten Lehrplan (Lehrplan 21, Plan d’études romand, Piano di studio) arbeiten oder die Einführung beschlossen haben.
  • Bund und Kantone haben bereits 2011 das bildungspolitische Ziel festgelegt, dass 95 % der 25-Jährigen über einen Abschluss auf der Sekundarstufe II verfügen sollen. Der Fokus liegt auf den Jugendlichen, die das Schulsystem nicht vollständig in der Schweiz durchlaufen haben. Im Durchschnitt liegt die neu berechnete Quote bei 91% (Zahlen für 2015). Mit 94% erreichen Jugendliche mit Schweizer Nationalität die Zielquote von 95% nahezu, während die Quote für Migrantinnen und Migranten mit 86% (in der Schweiz geboren) und 73% (im Ausland geboren) weit von der Zielgrösse entfernt ist.
  • Ein weiteres Ziel betrifft die langfristige Sicherstellung des prüfungsfreien Zugangs zur Universität mit gymnasialer Matur. In früheren Ausgaben legte der Bildungsbericht bereits dar, dass sich die Kompetenzen der Maturandinnen und Maturanden stark unterscheiden. Verschiedene Massnahmen, welche die Kantonen umgesetzt haben,   sind noch nicht evaluiert worden.
  • Die Ursachen für die Zahl der Studienabbrüche an den Universitäten sind gemäss Bildungsbericht immer noch zu wenig bekannt, um zielgerichtete Massnahmen treffen zu können.
  • Im MINT- und Gesundheitsbereich könnte sich der Fachkräftemangel in den entsprechenden Berufsfeldern in Zukunft etwas entschärfen. So ist beispielsweise in den MINT-Fächern die Zahl der Abschlüsse an den Hochschulen seit 2010 deutlich gestiegen und die Prognosen deuten darauf hin, dass dieser Trend auch in den nächsten Jahren anhalten wird.

Der Bildungsbericht 2018 wurde von der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung (SKBF) in Aarau erarbeitet. Auftraggeber sind das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) und die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK).

Er kann gegen 60 Franken (papiergebunden), resp. 39 Franken (digital) bezogen werden.

(pd)

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