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Lehrpersonenmangel fordert die Kantone

Lehrpersonenmangel fordert die Kantone
Am 21. Februar haben sich mehrere hundert Lehrpersonen auf dem Hauptplatz in Schwyz versammelt, um der Schwyzer Regierung die Petition zur Bildungsqualität zu übergeben. (Bild: vslsz.ch)

Im meheren Kantonen beschäftigt der Lehrpersonenmangel die Politik: Luzern legt einen Katalog von Massnahmen vor, in Obwalden lanciert der Lehrerinnen- und Lehrerverein eine Petition und in Schwyz steigt die Zahl der offenen Stellen auf über 100 an.

Seit mehreren Jahren ist der Fachkräftemangel auch in der Volksschule spürbar. In den vergangenen zwei Schuljahren hat sich diese Entwicklung noch einmal akzentuiert. Entspannung ist nur mittelfristig in Sicht. Zwar steigen die Zahlen der Studierdenden an den Pädagogischen Hochschulen, zugleich gehen aber zahlenmässig starke Jahrgänge in Pension und die Schülerzahlen verbleiben auf einen hohen Niveau. In allen Zentralschweizer Kantonen laufen Diskussionen zu Lösungsvorschlägen. Aktuell sind in Luzern, Obwalden und Schwyz Vorstösse oder politische Debatten geplant.

Luzerner Massnahmenkatalog

Der Luzerner Regierungsrat hat Mitte März ein Massnahmenpaket für die Attraktivierung des Lehrberufs präsentiert. Für alle Schulstufen soll der Lohn von Lehrpersonen und Fachpersonen ab Schuljahr 25/26 auf die ursprünglich vorgesehene Lohnentwicklung angeglichen werden. Aufgrund früherer Sparpakete konnten die Stufenanstiege der Löhne nicht voll gesprochen werden. Jetzt will der Regierungsrat die Löhne auf die ursprünglich vorgesehene Lohnentwicklung angleichen.

Vier weitere Massnahmen betreffen ausschliesslich die Volksschule:

  •  Berufseinsteigende Lehrpersonen mit einem Pensum von mindestens 80 % sollen in den ersten zwei Jahren mit bis zu zwei Lektionen entlastet werden – wovon sie eine Lektion für regelmässige Coachings einsetzen müssen.
  • Die zweite Massnahme soll Volksschullehrpersonen Fachkarrieren ermöglichen, also Funktionen, die durch spezifisch qualifizierte Lehrpersonen ausgefüllt werden.
  • Mit dem «Projekt Verhalten» als dritte Massnahme werden Angebote geschaffen, die die Lehrpersonen und Schulteams im Umgang mit herausforderndem Verhalten von Schülerinnen und Schülern unterstützen sollen.
  • Eine vierte, auf sechs Jahre befristete Massnahme, betrifft die Mitfinanzierung der Ausbildung schulischer Heilpädagoginnen und Heilpädagogen.

Die vorgeschlagenen Massnahmen kosten den Kanton im Jahr 2025 rund 10,5 Mio. Franken und die Gemeinden rund 9 Mio. Franken. Danach steigen die Kosten auf rund 25 Mio. Franken für den Kanton und rund 21 Mio. Franken für die Gemeinden. Dazu findet derzeit eine Vernehmlassung bei den Gemeinden statt. Der Kantonsrat wird voraussichtlich Ende Oktober über das Vorgehen beraten.

Petition in Obwalden

Im Kanton Obwalden startet der Lehrerinnen- und Lehrerverein LVO eine Petition zur Bildungsqualität. Diese lehnt sich an der nationalen Aktionsplan "Bildungsqualität sichern" des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz an. Ähnliche Petitionen wurden bereits in den Kantonen Aargau, Bern, Graubünden und Schywz eingereicht.  Um den Beruf attraktiver zu gestalten und auch in Zukunft genügend gut ausgebildete Lehrpersonen für die Obwaldner Kinder und Jugendlichen zu haben, fordert der LVO den Kanton mittels Petition zum Handeln auf. Der Kanton soll vier Massnahmen ergreifen, um eine weitere Verschärfung der Situation zu verhindern:

  • Zur Entlastung der Klassenlehrpersonen braucht es mindestens zwei Entlastungslektionen auf allen Stufen.
  • Zur gezielten Förderung aller Schülerinnen und Schüler stellen Kanton und Gemeinden sicher, dass genügend und gut ausgebildetes Personal in den Schulen tätig ist.
  • Zur Verhinderung von Berufsaustritten braucht es eine gezielte Unterstützung von Lehrpersonen beim Berufseinstieg.
  • Zur Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich mit den Nachbarkantonen muss der Lohn der Lehrpersonen angeglichen werden.

Der LVO will die Petition am Mittwoch, 22. Mai der Landschreiberin des Kantons überreichen.

Sofortmassnahmen in Schwyz?

Vor zwei Monaten haben Lehrpersonen und Schulleitungen der Schwyzer Regierung die Petition "Bildungsqualität sichern" mit über 4600 Unterschriften übergeben. In der Zwischenzeit hat sich die Situation der offenen Stellen noch einmal zugespitzt. Alleine auf zebis.ch sind aktuell mehr als 100 Stellen für die Volksschule im Kanton Schwyz ausgeschrieben. Der Verband der Schulleiterinnen und Schulleiter des Kantons Schwyz (VSLSZ) zeigt sich über die Entwicklung beunruhigt und befürchtet, dass die vom Erziehungsrat vorgesehenen Massnahmen zu spät erfolgen. In einem offenen Brief äussert der VSLSZ seine Enttäuschung darüber, dass die Regierung nicht sofort Massnahmen umsetzt, die in ihrem Kompetenzbereich liegen. Im Februar hatte der Kanton kommuniziert, dass gegen den Lehrpersonenmangel kurz- und mittelfristige Massnahmen ergriffen werden sollen. (pd)

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